Internationaler Austausch beginnt: Studierende der Hogeschool VIVES Kortrijk zu Besuch

Sich der Auseinandersetzung stellen, um zu begreifen, warum Menschen inhuman werden können: So beschreibt Wannes Defieuw sein Interesse an dem Besuch der Gedenkstätte im Rahmen unseres Projektes „Ewige Zuchthäusler?!“. Er war Teil einer Gruppe Studierender aus Belgien, die uns am 10. März in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel besuchte. Damit startete nun auch der internationale Austausch mit Studierenden, den wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern Benedict Wydooghe von der Hogeschool VIVES in Kortrijk und Dr. Thomas Kubetzky von der TU Braunschweig organisieren.

Die Studierenden der Hogeschool VIVES bei der Besichtigung der Dauerausstellung

Bei dem Besuch erhielten die Studierenden erste Einblicke in unsere Arbeit und die Dauerausstellung der Gedenkstätte. Ein besonderer Fokus lag auf der Lichervelde-Gruppe – ein Ortsverband der belgischen Widerstandsgruppe „Weiße Brigade“. Zu ihnen gehörte unter anderem Eugène Callewaert, der Bürgermeister von Lichtervelde. Am 15. Juni 1944 wurde er mit 15 weiteren Mitgliedern der Gruppe in Wolfenbüttel hingerichtet. Lichtervelde ist nur etwa 30 Kilometer von dem Hochschulstandort in Kortrijk entfernt. Benedict Wydooghe beschäftigt sich bereits seit 25 Jahren mit dem Thema. Er brachte auch Archivalien mit, die im Rahmen des Projekts ausgewertet werden.

Dr. des. Friederike Apelt, Dr. Thomas Kubetzky, Martina Staats, Benedict Wydooghe und Dr. Johann Custodis (v.l.n.r.) vor den Porträts von Eugène Callewaert und weiteren Mitgliedern der Lichtervelde-Gruppe

Der Besuch der belgischen Studierenden war erst der Auftakt des internationalen Austausches: Bereits vom 29. Mai bis 2. Juni 2023 wird in Wolfenbüttel eine Workshopwoche mit belgischen Studierenden der Hogeschool VIVES und Studierenden der TU Braunschweig stattfinden. Auf sie wartet ein vielfältiges und interaktives Programm, bei dem sie aktiv in unsere Forschung einbezogen werden.

Die internationale Zusammenarbeit mit Studierenden ist ein wichtiger Teil unseres Projektes, und das aus gutem Grund. Mit Kriegsbeginn 1939 waren zunehmend ausländische Gefangene in Wolfenbüttel. Sie machten zwischen 1939 und 1945 mehr als die Hälfte aller Neuzugänge des Strafgefängnisses aus. Daher ist es zwingend notwendig, auch die Entschädigung für die Verfolgten der NS-Justiz aus einer internationalen Perspektive zu betrachten – unser Projekt ist hierzu ein erster wichtiger Schritt.

Wir freuen uns, dass auch Stephan Querfurth von der Braunschweiger Zeitung dabei war und berichtete. Der Artikel ist hier zu finden.

Friederike Apelt


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