Heute, am 27. Januar 2023, fand zum Auftakt unseres Projektes in Kooperation mit unseren Projektpartner_innen und in Anwesenheit von Familienangehörigen ehemaliger Inhaftierter des Strafgefängnisses Wolfenbüttel aus Belgien und Norwegen eine Pressekonferenz statt. Vor dem Hintergrund des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern wir damit an die Verfolgten der NS-Justiz, denen sich auch unser Pilotprojet „Ewige Zuchthäusler?! – Entschädigung für Justizverurteilte und die individuellen sowie gesellschaftlichen Auswirkungen“ widmet.
Als Leiterin der Gedenkstätte und Projektleiterin begrüßte Martina Staats die Anwesenden: „Ich freue mich sehr, dass die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel mit dem bundesweiten Pilotprojekt „Ewige Zuchthäusler?!“ die Entschädigung von Justizverurteilten und die individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen europaweit erforschen und Bildungsangebote entwickeln wird. Damit wird die Verfolgtengruppe der Justizverurteilten stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt.“
Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft ging in Ihrem Grußwort auf die Ziele der Bildungsagenda ein:
„Das Projekt beleuchtet eine Opfergruppe, die in der Erinnerungskultur kaum berücksichtigt wird und über die es wenig Wissen gibt: während des Nationalsozialismus inhaftierte und hingerichtete Justizverurteilte. Damit steht das Engagement der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel beispielhaft für das Förderprogramm Bildungsagenda NS-Unrecht, mit dem wir die Schicksale verfolgter Menschen und Gruppen sichtbar machen, die bisher wenig öffentliche Aufmerksamkeit erhalten haben. Das Projekt ermöglicht durch Qualifizierungsangebote für Berufsgruppen Wissenstransfer und stärkt Interventionskompetenzen.“
Der Sohn des ehemaligen politischen Gefangenen André Charon aus Belgien, der nach seinem Vater ebenfalls André Charon benannt wurde, berichtete über die Erfahrungen seines Vaters, der als belgischer Widerstandskämpfer in Wolfenbüttel inhaftiert war. Als Arzt hatte dieser nach der Befreiung viele Jahre als medizinischer Gutachter für Kriegsopfer in Belgien gewirkt und war zudem Mitbegründer des belgischen Überlebendenverbandes der politischen Gefangenen Wolfenbüttels.
Grete Refsum, Schwiegertochter des norwegischen „Nacht und Nebel“-Gefangenen Wilfred Jensenius, berichtete von den schwerwiegenden Auswirkungen der Hafterfahrungen auch auf die Familienangehörigen der Justizverurteilten:
„Was ich mir von diesem Projekt erhoffe, ist nicht nur über die zweifellos sehr wichtige Forschung zu sprechen, sondern sich auch mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir mit den emotionalen Wunden und den Traumata umgehen können, die an unseren Familien haften.“
Abschließend stellte das Projektteam der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel gemeinsam mit den Kooperationspartnern Dr. Thomas Kubetzky, Geschäftsführer des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBRG), sowie Benedict Wydooghe erste Rechercheergebnisse und Details zu den geplanten Vermittlungsangeboten sowie der Zusammenarbeit der Studierenden der TU Braunschweig und der belgischen Hogeschool VIVES Kortrijk vor.
Höhepunkt des Programms war abschließend die Übergabe historischer Dokumente und Akten von André Charon an das Team der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel.
„Es erfüllt mich mit großer Freude und Stolz, dass ich diese Dokumente und Akten meines Papas zur Entschädigung der belgischen NS-Opfer der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel übergebe, um einen Beitrag zu diesem wichtigen Forschungsprojekt zu leisten“, so André Charon.
Wir freuen uns über die positive Resonanz!
Hier geht es zu der Berichterstattung:
Beitrag auf SAT. 1 17:30, SAT.1 REGIONAL
Beitrag auf NDR 1 Niedersachsen (ab Minute 2:59)
Beitrag in der Wolfenbütteler Zeitung
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